Navigation





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn





















zum Seitenbeginn
  Titel Die gereimten deutschen Grabschriften Heidelbergs aus dem 16. Jahrhundert


Den aufgeklärten und sprachgewandten Leser zu belustigen, ist nicht eigentlich meine Absicht, wenn ich diese ohnehin schon ungehobelten Verse auch noch in ihrer willkürlichen »Ortho«-graphie veröffentliche. Beides gehört zusammen; man kann nicht die Schreibweise dieser Grabschriften einebnen, ohne dadurch zugleich auch ihren Charakter zu nivellieren. – »Alt-Heidelberg« im Jahrhundert der Reformation kommt hier zu Wort, bürgerlich-selbstbewußt, derb, fromm und herzlich, repräsentiert von seinen völlig un-romantischen Bewohnern, von Kurfürsten und Pfalzgrafen, Gelehrten, Bürgermeistern und Kanzleibeamten, Handwerkern und Händlern. – Obwohl Grabschriften, sind diese Gedichte doch unmittelbare Zeugnisse des Lebens ihrer Zeit, da sich ja gerade angesichts des Todes das Leben auf sein Wesentliches besinnt. Wovon hier die Rede ist: die Formulierung und das Bekenntnis des neu gewonnenen Glaubens, die Gefährdung des Lebens durch Krankheit, Krieg und Not, schließlich die Überwindung dieser Anfechtungen durch bürgerliche Tugend und Frömmigkeit, das sind die wesentlichen und bestimmenden Elemente des Jahrhunderts.

Aus der Zeit vor dem 16. Jahrhundert sind nur ganz vereinzelt gereimte, deutsche Grabschriften überliefert. Erst nachdem sich im klerikalen Bereich die deutsche Sprache gegen die lateinische durchgesetzt hatte, verbreitete sich – vor allem in den freien Reichsstädten, die sich zuerst der Reformation zugewandt hatten – allgemein die Sitte, derartige Gedichte, deren Verfasser meist Geistliche sind, auf den Grabdenkmälern anbringen zu lassen. Wer freilich einen höheren literarischen Ehrgeiz hatte, hielt sich weiterhin an das Latein und ließ seine Tugenden durch humanistisch verfeinerte Distichen verewigen. Aber man hat dabei manchmal den Eindruck eines in die Toga gekleideten Bauern, der sich im schlichten Wams aus schlechten deutschen Knittelversen besser ausnehmen würde.

Von den insgesamt 30 überlieferten Heidelberger Grabschriften, die in diesem Heft zeitlich geordnet wiedergegeben werden, stammen 24 aus der Sammlung von Adamus, 2 aus der von Mieg; 4 weitere werden meines Wissens hier zum ersten Mal veröffentlicht. Der Leser wird es verzeihen, daß der Vollständigkeit halber auch einige Inschriften aufgenommen wurden, die nicht in das 16. Jahrhundert gehören. Leider ist es mir trotz wiederholter Bemühungen nicht gelungen, die Handschrift v. Wickenburgs einzusehen, in der sich möglicherweise noch gereimte Grabschriften des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts befinden.

Heidelberger Grabschriften sind in folgenden Sammelwerken zu finden:
Melchior Adamus:
Apographum Monumentorum Heidelbergensium. Heidelberg 1612
Joh. Freiherr von Wickenburg:
Thesaurus Palatinus. (Handschrift um 1750; im Geheimen Hausarchiv in München, HS. 317)
J. Fridericus Mieg ed.:
Epitaphia Palatino-Electoralia. 1767
(
Die Deutschen Inschriften. Herausgegeben von den vereinigten deutschen Akademien. Der Heidelberger Band ist meines Wissens noch nicht erschienen. [Inzwischen: Band 12, Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg. Gesammelt und bearbeitet von Renate Neumüllers-Klauser, Stuttgart 1970])

»Magister Pallas Spangel de Nova Civitate, Sacrae Theologiae Professor«, + 1512. (ehemals in der Heilig-Geist-Kirche; zitiert nach Adamus Seite 14)

Du Pallas wast geschuckt vnd wert,
Trew, frum, gerecht, vnd hoch gelert,
Aigener nutz dich nye hat genert,
Die Kirch vnd Hochschul hast gemert,
Dyn hab vnd gut all dran gekert,
Sie waren beid din woll geert.
O Herr hilf, das er sey gewert,
Vnd im miltiglichen wert beschert
Din reich, das er hertzlich begert.

»Hanß von Laudebach«, Buchdrucker, + 1514. (ehemals im Augustinerkloster; Adamus S. 24)
Hanß von Laudebach ist mein Nam,
Die ersten Bücher truckt ich zu Rom,
Bit vor mein Seel, Gott gibt dir lohn,
Starb  1 5 1 4 .  uff Sanct Steffan.

»Philipus Sprenger«, Apotheker, + zwischen 1545 und 1548. (ehemals im Friedhof der Peterskirche; Adamus S. 94 f.)
Philipus Sprenger loquitur:

Auff diesm Acker Gottes lig Jch
Bedecket mit külem Erdrich,
Vff daß durch Regen, Wind vnd schnee
Mein Leib vermoder vnd zergeh,
Vnd wachs herfür vffs new formirt,
Herrlich vnd schön von Gott geziert.
Gewaschn durchs HERRN Christi Blut,
Bekleidt mit seiner vnschuld gut,
Der nachmals vffersteh mit frewd,
Vnd leb bey Gott in Ewigkeit.
Darumb in dieser sanfften ruh
Durch süssen traum mir offt felt zu,
Als ob ich der Posaunen schall
Auch Gottes stimm hör vberall:
Steht auff jhr Außerwölten mein,
Die ewig frewd nembt mit mir ein,
Welch Euch von anfang ist bereit
Durch Christum, nun weich alles leyd.

»Philipps von Gottes genaden pfaltzgraf bey Rein, Hertzog in nidern und Obern Bairn etc…«, + 1548. (ehemals in der Heilig-Geist-Kirche; von seinem Bruder Ottheinrich 1550 besorgt; Adamus S. 16 f.)
HErtzog Philips pfaltzgraf der frum tewer fürst,
Den seine tag nach Gott vnd ehren dürst,
Als er erlangt vnauslöschliches lob,
Sonderlich beim Vngerland thet ein prob,
Gegen dem feindt gemainer Christenhait
Bewiesener hülff, rat vnd hertzhafftigkait
Jn der edlen schönen stad Wien da zumal,
So von Türcken war belegert vberall:
Hat der stoltzen welt rüstung vnd wehren,
Damit wir vnser leben verzehren,
Vrlaub geben in dieser jammers zeit
Vnd gsegnet all fromme Christenheit.
Dann weil er ist erlöst vom ewign todt
Durch Jesum Christum, seinen liben Gott,
So lebt er itzt in seines Vatters schoß
Jn guttm gwissen alles kumers loß.
Darum waß gedenckest du fürgeer,
Da ligt adl, tugent, manheit vnd ehr,
Gleichwol der menschlich leib hie begraben,
Aber die seel bey Gott hoch erhaben.
Kaiser, König vnd all Potentaten
Kennen diß Philippi löblich thaten.

»Ott Heinrich, Pfaltzgrav und Churfürst«, + 1559. (Da Adamus die aus Fr. Mieg: Epitaphia Palatino-Electoralia (1767) S. 17 f. entnommene »Teutsche Grabschrifft« nicht bringt, hat sie wohl niemals auf dem Grabmal Ott Heinrichs in der Heilig-Geist-Kirche gestanden. Es handelt sich also entweder um einen Vorschlag für das Grabmal oder um eine literarische Grabschrift; jedenfalls um einen zeitgenössischen Beitrag; siehe auch unten Ludwig VI))
Von Gottes Gnaden Ott Heinrich,
Pfaltzgrav und Churfürst, vernim mich,
Liegt und ruht allhier begraben,
Wie man Jhn hat hieher getragen.
Viel herrlich gbew hat Er vollendt
Jn kurtzer Zeit vor seinem End.
Die hohe Schul und Universitet
Zu Heydelberg sehr lieben thet.
Das reine Wort und Göttlich Lehr
Jn seinem Land Er fördert sehr.
Das wird unverfälscht gelert,
Wollt auch, daß mans fleißig hört.
Furwahr kein edler Schatz niet ist,
Dann Gottes Wort ohn Trug und List.
Das ist der rechte Weeg allein,
Zur Seeligkeit im Himmel nein,
Dann es weist und bringet Jesum
Und den rechten wahren Christum.
Der ist die Thür, der einig Hort,
Der Weeg und einig Himmels Pfort.
Wer dießen Herren Jesum Christ
Recht erkennt, der gewieß seelig ist.
O Mensch! erkenne Jesum Christ
Und glaub an Jhn zu aller Frist,
So wirst du alles überwinden
Und dort das ewig Leben finden.   Amen.

»Maria Pfaltzgrevin bey Rheinn…«, Frau Friedrichs des III (siehe unten), + 1567. (ehemals im Chor der Heilig-Geist-Kirche; bei Adamus S. 3)
VOn Gott aller tugendt,
Begabt von jhr Jugendt,
Allzeit trew in eren,
Gegn jhrem liben herren,
Mehr nichts denn Christum acht,
All Weltlich frewd vnd bracht,
Sanft, ruhig vnd in fridt,
Des himmelß erbe mitt,
Den leib heldt woll die Erdt,
Die liebe sele werdt,
Jnß Erdreich verschart würt,
Hernach gantz woll gezirt,
Also jhr fleisch vnd bein,
Sauber bekleidt vndt rein,
Vnd höchster eren vol,
Die fromme Fürstin woll,
Ein außbund frewlichs bildt,
Ware den armen mildt,
Die löblich Fürstin werdt,
Verschmecht uff dyser erdt,
Jn Christi Jesu handt,
Willig den Geist vffsandt,
Aber in Ewigkeitt,
Lebet in won vnd freudt,
Ein kleines sam körnlein,
Bringt vill der früchte sein,
Würd an dem Jüngsten tag,
Aufferstehen ohn klag.

Bartholomeus Hamburger, + 1569. (noch gut erhalten, außen an der Südseite der Peterskirche; Akrostichon!; bei Adamus auf S. 112)
B
ey dir Herr wirt mein wohnung sein,
Auff dich Auch ich vertrauw allein.
Raich nun Mir Jesu deine hanndt,
Thu mir Beweisen dein beistant.
Hie unden Uff erden nichts ist,
O HERR du allein helffer bist.
Laß dir Gnediglich die seel mein,
O herr ChristE beuolhen sein.
Mir hastu duRch dein todt bereit
Ein ewig freud und seligkeit.
Vor solchs ich dir mit höchstem fleiß
Sage immer und ewig preiß.

»Philippus Ostringer, gewesener Schultheiß zu Heydelberg«, + 1569. (ehemals im Chor der Peterskirche; Adamus S. 86 f.)
Philip. Ostringer loquitur:

Durch Gott O Herre Jesu Christ,
Der du mein Mittler worden bist,
Vom Teuffel mich vnd ewigen Todt,
Von viel Gefahr vnd aller Noth
Erlöst, mir geben das ewig Leben.
Darumb O Herr dich thut erheben
Mein Seel, mein Hertz vnd gantz Gemüth.
Noch eines ist, daß ich auch bitt:
Mein Weib vnd Kind allhie thu leren
Dein Recht, allzeit nach Ehren streben.
Dein gnädigen Willn auch offenbar,
Auff daß sie jetzo vnd immerdar
Jn deiner Furcht, Lieb vnd Ehr,
Darin erhalt sie Gott mein Herr.
Dann gebe jhnen auch seeliglich
Sterben vnd Leben ewiglich.

»Sebastian Ochsenkum, Churfüstl. Pfaltz Lautenist«, + 1574. (in sehr schlechtem Zustand außen an der Nordseite der Peterskirche erhalten; Adamus S. 100)
Demuth vnd Zucht dich fleissig nur,
Mit Gottes furcht dein leben führ.
Die ist zu allen dingen gut,
Gibt dir in Creutz auch leichten muth,
Gibt Glauben, Hoffnung, Lieb vnd Trost,
Weist Christum, der vns hat erlöst.
An jhn der Glaub sich hencket vest,
Der niemand je verzagen lest.
Also gschah mir in meiner noth,
Durch Christum rufft Jch stets zu Gott,
Mein sorg, mein Seel ich jhm befahl:
Der halff mir bald auß aller qual.
Sanfft schläfft mein Leib, mein Seel hat frewd
Vnd lebt bey Gott in ewigkeit.

»Philips Glör der alt« und seine Frau Dorothea Bülstein, ++ 1574/75. (in sehr schlechtem Zustand außen an der Nordseite der Peterskirche erhalten; Adamus S. 103)
Hodie mihi, cras tibi.

Hie lign vnsere Leib in aller ruh vnd still,
Da sie zuvor hattn müh, arbeit vnd elend vil.
Sollen auch im Grabe bleiben,
Biß sie thut herrlich vfftreiben,
Gott durch seinr Posan klang vnd schall,
Da auch die Kinder Gottes all
Werdn herrlich glorificirt herfür gohn
Vnd allda empfangen herrlichn vnd ewign lohn,
Der ihnen ist von anbegin bereit
Bey vnserm HErrn Christ in ewigr seeligkeit.

»Fridreich III, Pfaltzgraff und Churfürst«, + 1576. (ehemals im Chor der Heilig-Geist-Kirche; Adamus S. 4; siehe auch oben Maria Pfaltzgrevin bey Rheinn)
Fridreich Pfaltzgraff der tewer Man,
Von weyland König Ruprechts stam
Vnd von dem hauß Simmern geborn,
Der erst darauß zur Chur erkorn,
Diß namens in der Chur der drit,
An jetzt alhie begraben ligt.
Er war von gütt und tugent reich,
Ließ recht ergehn eim jeden gleich.
Befürdert auch das Vatterlandt
Vnd thett dem Türcken widerstandt
Für Wien, da er mit Heldens mutt
Jagt ab dem Feindt ein fhanen gutt.
Sein landt regirt er miltigklich,
Auff Gott trawht alzeit festiglich.
Jn Gottes furcht sein leben fürt,
Wie einem solchen Herrn gepürt.
Sein erst Gmahl ein Marggrevin war
Von Brandenburg, die jhm gebar
Viel Kinder; als dieselb versturb,
Er ziemlich alt ein ander wurb,
Amelyam Grävin zu Neumar,
Bey der er lebet etlich Jar.
Auch letzt bey jhr sein leben endt,
Befahl sein seel in Gottes hend.

Catharina, Frau des Steinmetzmeisters und Stadtbaumeisters Albrecht Streidtacker; + 1579. (an der Südseite der Peterskirche erhalten; steht nicht bei Adamus!)
Dreitzehen kinder hab Ich geboren,
Siben vor g'schickt, sechs mich verlohren.
Die b'fahl Ich Gott und meinem Mann,
Da Ich von ihm mein abscheidt nahm
Auß dieser weldt ins Vatter Lanndt,
Da ich meine sieben Kinder fanndt.
Darumb lieb Kinder nach auff Erdenn,
Das Ich bin, daß must ihr auch werden.
Ich hab auch g'lebt die traurig Zeitt,
Als ich noch war, da ihr jetzt seitt.
Wer wil entgehen d'ewgen Nohtt,
Thu bueß, halt sich an Christi Todt.
Wir werden zwar all' auferstehn,
Die Böck ins Feur, in Freud wir gehn.
Die gottloßen ind' Ewig Quall,
Die fromen in des Himels Sall.
Darum mein Kind halt fest an Christ,
Mein freud ist, wan du sehlig bist.

Ludwig VI., Pfalzgraf und Kurfürst, + 1583. (Mieg S. 21 ff; siehe oben die Bemerkung zu Ott Heinrich)
Hier ligt in Rhu fürstlich begraben
Fürst Ludwig mit sehr großen Klagen,
Ein Christlicher Churfürst fürwahr,
Auch Hertzog in Bayern und Pfaltzgraff war.
Gotts Wort hat Er ihm laßen lieben,
Jst auch dabey beständig blieben.
Heydelberg die Universität,
Dazu auch Kirchen und alle Stätt
Hat Er versehn an allen Enden
Mit gelerten treuen Regenten.
Gab Kirchen und Schulen miltiglich.
Viel Studenten ernehrt Er vätterlich,
Halff gern den Elenden und Armen,
Hat mit Jhnen großes Erbarmen,
War Gottsfürchtig, treu, fromm und gerecht,
War hergegen sehr feind dem Unrecht.
Er richtet sein Wandel und Leben
Nach Gottes Wort, welches bringt den Seegen.
Sein Unterthan hat er mit fleiß
Erzeigt Viel guts auff mancherley Weiß.
Darumb Er auch billig ist genannt
Von Jedermann in dem gantzen Landt
Ludwig der Gottseelig und Friedlich.
Dießes Lob behält Er ewiglich.
Nichts hat sein hertz betrübt so hart
Als der Kirchen und des Reichs Wohlfahrt,
Trachtet da hin mit Ernst Tag und Nacht,
Darmit alle zur Bößerung gebracht.
Hat mit treuem Fleiß sehr Viel gethan,
Bey der rechten rein Religion.
Jn seiner Krankheit und letztem End
Hat Er Christum beständig bekennt.
Tröst sich aus Gottes reinem Wort,
Bekannt sein Glauben immerfort
Biß Jhn Gott hat genädig errett
Aus seiner Noth und Todesbett,
Hat Jhn versetzt ins himmels Thron,
Da hat er nun ewig freud und Wohn.
O Gott gib uns solcher Fürsten mehr,
Daß gefördert werd dein Wort und Ehr.

»Jungfraw Margaretha Bischoffin«, Tochter des Bürgers und Handelsmanns Ulrich Bischoff; + 1585. (ehemals auf dem Friedhof der Peterskirche; Adamus S. 105; eine fast wörtliche Kopie dieser Grabschrift auf dem Epitaphium der 1599 gestorbenen Barbara von Handschuhsheim ist in der dortigen katholischen Kirche heute noch erhalten; siehe unten Hanns von Hendschugsheim)
Jung vnd gerad war ich fürwar,
Ein Jungfraw ins neunzehend Jahr.
Mein Gott vnd Breutgam mich fordert ab,
Mein Beyschlaff hab Jch in diesem Grab.
Dazu war Jch willig vnd wolgemuth,
So war der Todt mein Heurath gut.
Mein Seel ist bey dem Breutgam mein,
Mein Leib der ruht hie wartend sein,
Biß ich sein stimm hör am Jüngsten tag:
Steh mein Leib auff auß diesem Grab
Vnd nem die ewig frewde ein
Mit allen Außerwölten sein.

»Adam Weber, Bürger vnd Handelsmann«, + 1585. (ehemals auf dem Friedhof der Peterskirche; Adamus S. 94)
Gleich wie Adams vnd Even fal
Hat in die Welt bracht vberall
Die Sünd, vnd auch mit sich den Todt,
Darzu viel plag vnd grosse noth:
Also durch Christi todt vns ist
Das Leben bracht, nichts mehr gebrist.
Drumb ob wir Adam vnd Eva schon
Viel sünd allhie begangen hon,
Derwegen auch hie in dem Grab
Ligen, biß daß die Welt gehe ab,
Hoffen wir doch durch Gottes Sohn
Erweckt zu werdn zu Frewd vnd wohn,
Mit Leib vnd Seel das Himmelreich
Erben, mit alln Engeln zugleich.

Barbara und Catharina, Töchter des »Johan Fincken, der zeit Heydelberger Ampts Collectoris«; ++ 1585/86. (ehemals im Friedhof der Peterskirche; Adamus S. 110)
Christo warn bracht die Kindlein zu,
Daß er sein Hand aufflegen thu.
Da wehrten seine Jünger ab,
Aber der HERR zur antwort gab:
Lasset die Kindlein her zu mir,
Das reich Gottes ist eygen jhr.
Wer nicht als eins der Kindlein klein
Jn Himmel stelt, kombt nicht hinein.
Nam sie in sein vmbfang zumal,
Legt sein Hand vff sie, segnets all:
Der trost vns zwo Schwestern erfrewt,
Macht vns gewiß der seeligkeit.

»Johann Wolffinger, der vndern Churf. Pfaltz Kirchengüter vnnd Gefäll Verwalter zu Haidelberg«, + 1587. (ehemals im Chor der Peterskirche; Adamus S. 85 f.)
Johann Wolffinger rugt allhier,
Der Gott furcht vnd libt mit begir.
Churfürstl. Pfaltz dint viertzig Jahr
Jn vielen ämptern schwer fürwar
Vffrichtig, fleissig, trew vnd rundt
Jn wort vnd werck, wie jedem kundt.
Sechs Kinder nach seim Todt verließ,
Deren fünff von Cungund Ridin hiß:
Pleickhard Carol., Hans Bernhd. bede Sün,
Maria, Margareth, Catharin.
Jost Fridrich den jüngsten Sohn
Mit Margrät Glöcknerin zeugt schon
Darnach er selig hie abschidt,
Bfal Gott sein Geist mit freud vnd fried.

»Matthias Bechtolsheim, notarius…, Christophorus B.«, ++ ?/1592. (Peterskirche, Adamus S. 97 f.)
Furm todt ich mich nicht fürchten thu,
Denn Christi sterben ist mein ruh.
Wer sein Hoffnung auff Christum stelt,
An dem der Todt kein recht behelt.
Diß hab ich M. Bechtolsheim gemacht,
Weil ich allzeit den Todt betracht.
Dann bald Jahr vnd tag nemen ab,
Je lenger je neher kom ich zum Grab.

Christophorus Bechtolsheim
Jn Christo ist entschlaffen ein
Den eylften Aprilis sag ich fürwar,
Als man zalt zwey und neuntzig Jahr.
Sein Leben sich erstrecken thet:
Dreyzehen jar, sieben Monat er lebt.

Licentiat Chilianus Saurbrei und seine Frau Margareta, ++ 1590/94. (Akrostichon! Gut erhalten außen an der Südseite der Peterskirche. Bei Adamus S. 107. A. erkennt das dreifache Akrostichon nicht)
C
hriste mein herr Mich nitt verloS,
   noch meines flehens stim verstos.
Hinnauff ich seuftz Aus hertzen jA,
   dich mitt den engeln zu loben da
Im himmlischen Reich, diweil dU
   mich bringen thust zur ewigen rhu.
Lang hab ich mein Gott begert zwaR,
   uff gelost zu werden, undt auch gar
In deine handt mein Arme seel und LeiB
   beuolen dir herr, ihr trost du bleib.
Ach gott du strenger Richter zwaR,
   verstos nitt baldt den sunder gar.
Nach mir dich herr Erbarm und tröstE
   die nachkommen mitt deim h. geiste.
Vor falscher lehr auch Trübsalln dI
   behütte, so auff dich hoffen alhi.
Solches in deines Allerliebsten sons namen
   undt hilff allen glaubigen Amen.

»Ursula Schillpachin, Petri Calamini, Doct. et Prof. Theol. seeligen Haußfraw«; + 1595. (ehemals im Friedhof der Peterskirche; Adamus S. 92)
Auß Schlesien gen Wittenberg,
Von dannen her gen Heydelberg
Meim Herren Jch gefolget bin.
Vnd da Jch wündtschet wider hin:
Mein Wundsch reichlich erfüllet wurd
Von GOtt: als nach Christi Geburt
Gleich fünffzehenhundert neuntzig fünff mal
Der dreyzend Mertztag kam in abfall.
Für Schlesien, das Jch begert,
Die Himlisch frewd mir Gott beschert.
Jn vierzehn Jahrn durch Gottes gab
Sechs Kinder Jch geboren hab.
Daß siebend mit mir blieben ist,
Vnd lebt mit mir zu aller frist.
Auch drey ich hab geschickt voran,
Drey laß ich hinder meinem Man.
Mein gantze Walfarth hie auff Erd
Hat viertzig vnd zwey Jahr gewert.
Durch Gottes gnad vnd Christi tod
Bin ich nun frey von aller noth.

»Fridrich von Moß, Churfürstl. Pfaltz Kirchenbereitter«, + 1596. (ehemals in der Peterskirche; Adamus S. 86)
Fridrich Hans Jacob von Moß
Auß altem Stam der Eydgenoß
Biß in das sechs vnd zwantzigst Jar
Der Chur Pfaltz trewer Diener war.
Peter von Moß der Vatter seyn
Städtmeister war zu Wormbs am Rhein.
Er aber Kirchenbereitter starb
Selig in Gott; zwey Weib erwarb:
Die erst Regina gieng vorhin,
Catharein die ander trawret jhn.

Georg Neander, Sohn des Martin N., Churf. Pfaltz Speichmeisters; + 1596. (ehemals in der Annakirche; Adamus S. 114)
O Mensch
Bedenck die kürtz deß Lebens dein.
Als ich auch blüht wie ein Rößlein,
Hatte Gott lieb, nach Tugend ich tracht,
Da kam der Todt in einer Nacht,
(Daran wenig Jugendt gedenckt)
Mich holet, aber Gott mir schenckt
Für diß elend ewige Frewd.
Mit Christ jetzt leb in ewigkeit.

»Nicklaus Schreck, einer auß dem Rath«, + 1597. (ehemals Friedhof der Peterskirche; Adamus S. 109)
Da vber fünffzehenhundert Jahr,
Neuntzig sieben die Jahrzahl war
Vnd der achtzehende Martij,
Beschlossen hat seins Lebens müh
Nicklaus Schreck, einer auß dem Rath
Jn dieser Churfürstlichen Statt.
Siebentzig fünff das alter sein,
Als kommen das letzt stündelein.
Hatt solcher Jahr vnd Lebenszeit
Voll hetzleyd vnd trübseligkeit.
Hat er mit Paulo jnniglich
Nach Christo offt gesöhnet sich,
Vnd taglich diese tröstliche Wort
Manch Menschen Kind von jhm gehört:
Mein Leben ist der HERRE Christ,
Absterben mir sehr nützlich ist.
Löß auff O Todt die Bande mein,
Daß ich bey Christo möge seyn.
Solchen Wundsch er erlanget hat,
Der Leib ruhet an dieser stadt
Biß sie wieder am Jüngsten tag
Vereinigt, ohn schmertz vnd klag
Beysammen leben in höchster frewd,
Vnauffhörlich in Ewigkeit.

»Catharina Müllerein, jhres Geschlechts eine Walterin von Mittelscheffelentz«, Frau des »Johannis Philippi Mylaei, Pfarherrs zum H. Geist«; + 1598. (außen an der Südseite der Peterskirche erhalten; bei Adamus S. 93)
Catharina siben vnd zwantzig Jar
Deß Herrn Mylaei Ehweib war.
Vmb Gottes Wort sie duldet leyd,
Mit jhrem Herren wandert weit.
Drey Töchter sie gebar allein
Jm Ehestand, vnter welchen ein
Jn jhr Kindschafft starb also bald,
Christina, so sie sibn Wochen war alt.
Die ander Tochter ward genand
(Von Ehr vnd Tugend wol bekand)
Dorothea, so Herr Widebram,
Ein Prediger, zum Eheweib nam.
Mit jhm sie zeugt drey Kinderlein,
Zwey noch davon im leben sein.
Nach Herren Widebrami todt
Michael Friderich durch Gott,
Amptschreiber zu Moßbach sie freit,
Da auß war jhres Trawrens zeit.
Die dritte Tochter ledig ist
Katharina noch zu dieser frist.
Gott sey bey jhnen allezeit
Vnd geb jhnen die ewig frewd.   Amen.

Junker »Hanns von Hendschugsheim«, + 1600 (und seine Schwester Barbara v. H., + 1599; siehe oben die Grabschrift von Marg. Bischoffin, + 1585). (Das prächtige Doppelgrabmal in der katholischen Kirche zu Handschuhsheim ist heute noch gut erhalten)
Wir beede geschwistert die letst geborne deß
Hendschugsheimer stamen
Ruhen in der külen Erden beysamen.

Als man zaltte .1585. Jar,
Jn der nacht den .25. Juny zwar,
Wardt geborn Hannß von Hendschugsheim;
Auff ime stunde der Adeliche stame allein.
Von Churf. friderichen Pfaltzgraue bey Rein
Wardt beschriben gehn hoffe zu reitten ein.
Zu dienen stellet er sich gehorsamlichen dar,
Seines alters fünffzehen vnd ein halbs iahr.
Zu Heidelberg auf dem marckt bey nacht
Friderich vom Hirshorn ihn hardt stach.
Den 14. decembris im sechzehenhundersten iahr
Über sibenzehen tag hernach sein leben endet gahr.
Alles ist gegeben in deß Herrn handt,
Er lässet keine vibelthatt ohne belondt.
Ob ich schon zeitlich werde gerucket hin,
Sterben ist meines lebens gwin.

Johann Kauffmann, kurpfälzischer Protonotar, (+ zwischen 1600 und 1601). (ehemals auf dem Friedhof der Peterskirche; bei Adamus S. 102)
Johann Kauffmann im Grab hie ruht,
Gezirt war mit viel Gaben gut.
Bischoffsheim war sein Vatterland,
An der Tauber, von dann gelangt
Jung in die Churpfaltz Hoff vnd Cantzley,
Darin mit Schreibn vnd rathen frey
Dreissig neun Jahr dient früh vnd spat,
Trewlich, löblich bezeugts die that.
Vff sechtzig Jahr sein alter bracht,
Von hoch vnd nidern werth geacht.
Jm Protonotariat starb,
Sein müh vnd arbeit End erwarb,
Jn Gott gantz Christ= vnd seeliglich,
Mit dem er jetzt lebt ewiglich.

»Henrich Eckart, Rathsverwandter vnd alter Bürgermeister allhie«, + 1603. (ehemals in der St. Annakirche; Adamus S. 114)
Wer Gott vertrawt / hat wol gebawt.

»Guldrich Wißmar, Bürger vnd Gerichtsverwandter«, + 1610. (ehemals Friedhof der Peterskirche; Adamus S. 111)
Was ich bin, das mustu werden:
Asch, Staub vnd Koth in der Erden.
Drumb fürchte Gott vnd sihe zu,
Daß du mit Lob kombst in dein ruh.
Ein guter Nam das beste ist:
Der bleibet fest zu aller frist.

Regina Barb. Försterin und Sus. Philippina Foltzin, ++ 1745. »Nachruf des hinterbliebenen Tochter und Ehemanns Joh. Peter Foltzen.« (An der Südwand der Peterskirche erhalten.)
Wie schnell habt Ihr doch mich   mit dieser Welt verlassen!
Ihr lebt der Hoffnung nach   forthin in stoltzer Ruh,
Wo man nichts weiß von Leid,   Geschrey und tollem Haßen,
Nur Friede, Trost und Licht   umgiebt Euch immer zu
Gott lasse Euch dereinst    mit Freuden aufferstehen,
Mir aber gebe Er   Gedult in Leydens Zeit.
Ich werde auch das End   von allem Jammer sehen
Und als dann bey Euch seyn   in alle Ewigkeit.

»Theodor Eph. Perrewicsch, Kutscher des Großfürsten Michael, ertrank im Neckar am 22. Juny 1815 in seinem Berufe.« (Das Denkmal aus unbehauenem Granit ist heute noch erhalten. Man findet es an der Bergseite der Ziegelhäuser Landstraße, etwa 200 m vor dem Hotel Haarlass)
Hier starb im Dienste seines Herrn,
Der mit der Russen Heeresbann
Gezogen war aus weiter Fern,
Ein treuer Knecht, jetzt stiller Mann.

Das Kreutz auf seinem Grabe spricht:
Wies draußen stürmet, raßt und treibt,
Bei mir ist Liebe, Stärke, Licht,
Zum Kreutze blickt, beim Kreutze bleibt.